3 ATLANTIS
Da das Leben dem Leben
fehlt existiert ATLANTIS. Aus der Tiefe des Ozeans bis zum Ende des
Himmels, unser Wahnsinn von Atlantis arbeitet an dieser geraden vertikalen
Streckung des Nervs. Zwischen dem Untergang und seinem Bild von Eden. Welliges
Umherlaufen, welches eine Archäologie der Zukunft an einer
Situationsschwelle aufhängt. Falscher Bauch der Mutter. Gegen-Genealogie.
Endlich, vertikale Zeit. Aus
der Tiefe des Ozeans bis zum blausten Äther, durch die vertikale Bewegung
des Auftauchens macht der Mensch eine intensive Bedeutung in der Realität
existent. Eine Existenz, welche ihn zu
seiner eigenen Psychose zurückbringt. Die
Gewissheit ist die seltenste Sache für den normalen Menschen. Und
sein falsches Problem ist zu wissen warum er an die Realität seiner
Halluzination glaubt, an diese Auflösung der Reihe. Und
dann ermüdet er sich im ausgrübeln einer Schöpfung des Glaubens.
ATLANTIS ruft nach einer anderen Ordnung als
das Reale. Unsichere Realität. Nur
eine Gewissheit, die - von der Halluzination bis zur Interpretation - mich
betrifft. Es ist nicht Realität, es handelt sich um Gewissheit. Wahnsinniger
Glauben. Am Anfang steht die Bejahung
von ATLANTIS. Er, der Verrückte, glaubt nicht an die Realität seiner
Halluzination. Die Realität steht nicht zu Rede. Wenn
ich ATLANTIS sage, "das" spricht. Aber
was spricht ? Das ist ein Loch. Ein Loch, von welchem wir nicht die
Ränder sehen oder wo die Ränder nicht existieren. Eine Abwesenheit -
eine Gegenerinnerung. Auf die andere
Seite der Meinung schaukeln. Die Texten
sind tot. Und sich immer weiter und weiter in der Verlorenheit
installieren. In der gleichen Bewegung die Tiefe des Meeres und das Ende
des Himmels berühren. Aus der Tiefe
der Lunge diese Atmung beleben. Das
schwarze Loch blendet. Gott ist die Rückseite der Welt und ich halte
diese erotische Relation durch den Wahnsinn aufrecht. Gott versteht nichts
von den lebenden Menschen. Er hat nur zu Kadavern eine deutliche
Beziehung. Und seine Allgegenwärtigkeit kann nur von außen die Sachen
verstehen, niemals von innen. ATLANTIS - wie ein lebendiges Experiment
eines unendlichen Gottes. Gespielte Relation zwischen dem Menschen und
seiner Welt. Diese Welt ist im wesentlichen durch die Beziehung von einem
zu jedem gemacht. Nämlich wie der Unterschied zwischen "je" und
"moi" im Französischen. Der Absolute Andere, d.h. Gott bei ihm
selbst. Ein Subjekt als ein zweites
Exemplar der eigenen Identität. Ich bin dasselbe und erinnere mich an den
Anderen. Wer ist dieser Andere der in
mir spricht und von wem ich nicht der Meister bin und auch nicht dieser
Andere ? Was einige Leute ein
göttliches Element nennen ist mehr als innere Verteidigung eine zu sehen.
Fragmentierung der Identität. Identitäten
welche die Identität bei sich selbst dividieren. Relation
des DU bis zum Gefühl der Realität. Und
wenn die Einführung in die Realität immer in Verbindung mit der Sprache
steht, diese Sprache ist getrübt. Eine
Trübung der Sprache ist um ATLANTIS herum manifestiert. Psychose
ATLANTIS ! Und "Kunst-machen"
ist immer die Suche nach ATLANTIS. Da
ist immer der Glaube an einen Gral, an einem Sein. Und
hoffen, diese im "weggehen-IN-sich" zu finden, immerfort ein
Experiment, weiter als Begrenzungen, leben. Eine
extreme Situation leben, um endlich zu werden was man ist. Das
Leben ist nicht wahr. Und diese Kontingenz, welche uns an die Gravitation
und die Sterblichkeit festnagelt, übertreffen wollen.
Eine Skulptur, das
ist ein Raum wo der Gedanke seinen Körper findet. Endlich übermenschlich
werden. Ich habe innen in mir ein Tier
welches meine Milz frisst. Die
Realität stören wollen, damit die Realität reell wird.
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Die Wandelhalle Köln,
1985, Holz, Ziegelsteine, Metallträger 500 x 500 x 600 cm
Und "den-Gral-suchen"
ist vielleicht immer die unumschränkte Frage stellen : was ist
denken ? Und sich selbst bestätigen als diese Frage. Unser Denken
hat keinen Körper mehr. Die Ideologien, die Kunstgeschichte, die
Kultur sind vorhanden, um uns dieses zu lehren ; um es uns zu
wiederholen ; um es uns diktieren. Denken
ohne Körper. Körper ohne Denken. Die
Wörter trennten sich von ihrem eigenen Körper. Und
darüber hinaus trennten sie sich von ihrer Bedeutung. Und
wir SIND von einem Leben, welches uns nicht gehört, gelebt.
Eine Zeichnung,
das ist eine Maschine, die Atem hat.
Totem, dem Menschen
angehören. Das Verständnis
sucht immer nach dem was vor ihm weggeht. Endlich
beherrscht sein von einem Experiment, welches die Persönlichkeit zu
zerreißen droht ; denn diese
gelebte Experiment ist der bevorstehende Einsturz. Sich
ohne Ruhe selbst bestätigen und sich dem Absoluten
gegenüberstellen, das ist die metaphysische Tiefe der Psychose von
ATLANTIS. Die Nacht ist geweiht,
da sie eine heilige Region der Welt berührt, die verrückt und tot
ist ; aber da ist mit der klaren Freiheit des Geistes verbunden ist,
tiefer geht. Wir können nicht
mehr ein göttliches Leben leben sondern dieses nur träumen.
Daher erscheint die Bedeutung der Nacht,
die Wahrheit des Verrücktseins, Mächte, wir können wieder, in
einer leeren Zeit, mit dem göttlichen kommunizieren. DIESE LEERE
FEHLT. Und der Fehler hilft uns unterdessen, weil er einen Moment
der Wahrheit bildet. Er ist die Erwartung, welche ihn erahnt. Er ist
derjenige der uns vor dem falschen, vor dem nicht authentischen,
schützt. Es muss einwilligen zu
einen bestimmten Moment blind zu werden. In
die Nacht absteigen. In diese
Intimität der Leere einwilligen. Die
Erwartung lässt die Zeit reifen. Da
diese Erwartung nicht die Erwartung von einem leben ist, welches in
die Partikularität eingeschlagen ist, aber sie ist die von der
gesamten Natur, der Natur als alles. Das
Alles bei sich selbst.
Die Erwartung wird
zur Vision.
Vision von ATLANTIS
Mary-Noële Dupuis 1985.
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